Die richtigen Weingläser

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Weißweinglas und Rotweinglas | ©: Thomas / Pixabay

Vermutlich nutzten die alten Ägypter als erste Menschen Gefäße aus Glas vor rund 4.000 Jahren. Ob sie daraus auch Wein getrunken haben, lässt sich nicht mehr feststellen. Im antiken Rom war die Glasherstellung schon sehr weit fortgeschritten, doch nach dessen Untergang ging die Fertigkeit der Glasmacherkunst wie so vieles in Europas finsterem Mittelalter unter. Erst etwa ab dem 14. Jahrhundert wurde sie wiederbelebt. Allgemein ist die Spezialisierung von Gläsern auf ein bestimmtes Getränk eher eine Erfindung der Neuzeit. Wobei Wein das älteste vom Menschen erzeugte Getränk ist, zuerst wohl unabsichtlich durch die Gärung von Fruchtsaft mit Alkohol angereichert, später dann gezielt. Deshalb waren sicher viele Gläser auch Weingläser, ohne extra so genannt zu werden.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts, nachdem sich Europa von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges langsam erholt hatte, begann sich in bürgerlichen Kreisen und dem Adel eine Tafelkultur aufzubauen, in deren Zeit vermutlich der Begriff des Weinglases erstmals auftauchte. Von damals bis heute hat das Weinglas unzählige Formen angenommen. Es war oft geradezu pompös ausgeschmückt und bis heute gibt es regional spezielle Weingläser, wie etwa den „Römer“ im badischen Weinanbaugebiet.

Moderne Weingläser, zweckdienlich, elegant und schmucklos

Gläser wie der bereits erwähnte „Römer“ mit einem dicken, grün eingefärbtem Stiel und möglicherweise eingeschliffenen Weintrauben und Blättern entsprechen nicht mehr der heutigen Tischkultur mit ihrem Minimalismus in der Form.

Weingläser von heute besitzen einen relativ hohen und schmalen Stiel, damit das Glas auch nur am Stiel angefasst wird. Dadurch vermeidet es sich, dass die Handwärme auf die Temperatur des Weines übergeht. Das eigentliche Weinglas besitzt einen „Bauch“ und verjüngt sich leicht nach oben. Es besteht aus sehr dünnem Glas. Der Unterschied zwischen einem Rotweinglas und einem Weißweinglas besteht eigentlich nur im Volumen. Ein Rotweinglas ist größer. Das gilt heute auch für Sekt- und Champagnergläser, die bezüglich Volumen noch etwas kleiner sind als Weißweingläser.

Faustformel: Weißwein aus Rotweinglas ja, umgekehrt nein

Je kräftiger ein Wein ist, desto mehr Platz braucht er zur Entfaltung der Aromen. Rotweine sind deshalb in Bordeaux- oder Burgundergläsern gut aufgehoben. Wenn der jeweilige Rotwein bis zur breitesten Stelle des Glases eingefüllt wird, kann er seine verschiedenen Aroma-Nuancen aufsteigen lassen. Weniger aromatische Weißweine wiederum begnügen sich mit dem kleineren Chardonnay- oder dem Riesling-Glas. Letztlich noch ein entsprechendes Champagner- oder Sektglas und die Ausstattung mit Weingläsern für eine festliche Tafel ist perfekt abgerundet.


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5 Arten von Weingläser | ©: Sharad Jadvani / Pixabay

Mit 5 verschiedenen Weingläsern ist ein Haushalt entsprechend ausgestattet, wobei sich dies natürlich multipliziert. Klassisch betrachtet sollten es jeweils 6 Gläser sein, also 30 Gläser nur für Wein und Sekt? Dabei hat es einen eher mathematischen Grund, warum es immer 6 Gläser pro Sorte sein sollten und nicht etwa, weil meistens 4 Gäste (+ Hausherr und Hausherrin) eingeladen wurden. Der Grund liegt in der Umstellung Frankreichs auf das metrische System im Jahre 1793. Damals war England der Hauptabnehmer französischer Weine und die Briten bestanden weiterhin auf der englischen Gallone mit 4,54 Liter als Volumeneinheit. Die Franzosen lieferten daraufhin 6 Weinflaschen a 0,75 Liter Inhalt, ungefähr entsprechend einer englischen Gallone. So kam die Zahl 6 in die Tischsitten genauso wie die klassische 0,75 Liter Weinflasche.

Oktober 2023




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